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Altshauser Ried

Typ: Moor

Das Altshauser Ried ist ein weitgehend trockengelegtes Feuchtgebiet östlich von Altshausen, das überwiegend als Grünland genutzt wird. Es erstreckt sich auf über 3 km² und geht westlich von Blönried in das Stubener Ried über.

Orientierungskarte zum Standort Frankenbuch

Das Altshauser Ried ist ein Niedermoor. Es ist durch Verlandung mehrerer Seen entstanden, die sich mit dem Abschmelzen des Gletschers am Ende der letzten Eiszeit (Würmeiszeit) vor ca. 19 000 Jahren gebildet hatten.

Wie entsteht ein Moor?

Die Frage nach der Entstehung von Moorlandschaften ist abhängig von den Moortypen. Bei Verlandungsmooren stellt sich zunächst die Frage nach der Entstehung des Sees.

Wo sich Wasser zu Seen sammeln kann

Seen entstehen dort, wo seitlich zuströmendes Wasser oder Regenwasser aufgrund der Geländeform nicht abfließen kann. Landschaften, die von Gletschern geformt wurden, sind häufig seenreich. Dies liegt unter anderem daran, dass Gletscher bei ihren Vorstößen wie große Landschaftshobel funktionieren. Durch ihr großes Gewicht und die im Eis eingefrorenen Gesteinsbrocken erodieren sie aus dem Gesteinsuntergrund sogenannte Zungenbecken heraus, die sich nacheiszeitlich mit Wasser füllen und damit einen Zungenbeckensee bilden.

Manchmal ist auch die Ablagerung von Endmoränen für die Entstehung von Seen verantwortlich. Man spricht dann von Moränenstauseen, weil die Wälle hier wie Staumauern wirken.

Sehr kurzlebig sind die sogenannten Eisrandstauseen. Hier sammelt sich das Wasser beim Abtauen des Eises direkt am Gletscherrand. Taut das Eis weiter ab, verschwindet die Staumauer und das Wasser kann sich neue Abflusswege suchen. Die Ausdehnung der Seen wird dadurch kleiner oder sie verschwinden ganz.

Schemenhafte Darstellung Verschiedener Moor Seen

Wie Moore entstehen

Aus Seen können durch Verlandungsprozesse Moore entstehen. Aber nicht alle Moore sind Verlandungsmoore! Moore sind in erster Linie Lebensräume, die durch Grundwasser, Hangwasser oder Niederschlagswasser ständig durchfeuchtet sind. Abgestorbene Pflanzenreste werden unter Wasserüberschuss und Sauerstoffmangel unvollständig abgebaut und verwandeln sich in Torf. Durch die Anhäufung von Torf wächst die Oberfläche von Mooren in die Höhe. Bei ausreichenden Niederschlägen können aus vorwiegend von Grundwasser gespeisten Niedermooren über Jahrtausende schließlich sogar die aus Niederschlägen gespeisten Hochmoore (=Regenmoore) entstehen.

Verschiedene Moortypen

Wir wollen uns hier auf die Frage konzentrieren, welche Oberflächenformen und Gewässersituationen zur Ausbildung von Mooren führen. Die folgenden Faktoren sind dabei entscheidend:

  • ständiges Nachströmen von Wasser
  • schlechte oberflächliche Abflussmöglichkeiten bedingt durch die Geländeformen

  • schlechte unterirdische Abflussmöglichkeiten durch stauenden Untergrund

  • relativ hohe Niederschläge

Im einfachsten Fall entsteht ein Moor durch Verlandung eines Sees, also durch Sedimenteintrag von Zuflüssen und Ablagerung von Pflanzenresten. Große Verlandungsmoore wie das Pfrunger-Burgweiler Ried, das Federsee-Ried oder das Wurzacher Ried, entstanden aus großen stehenden Gewässern. Als Kesselmoor bezeichnet man meist kleinere Verlandungsmoore in kleinen abflusslosen Hohlformen.

Versumpfungsmoore (= Vernässungsmoore) entstehen infolge von Staunässe, meist in flachen abflusslosen Senken oder bei ganz schwachen Geländeneigungen mit Wasser stauendem Untergrund und hohem Grundwasserspiegel. Die Mächtigkeit der Torfe ist meist gering.

Quellmoore sind meist kleine Niedermoore, die von einer Quelle ständig durchfeuchtet werden. Am Hang gelegen spricht man von Hangquellmooren. In allen Fällen begünstigen ständig hohe Niederschläge die Moorbildung.

Ganz schön schwer zu entscheiden …

Um welchen Moortyp es sich letztlich handelt ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Ein Verlandungsmoor lässt sich zum Beispiel erst dadurch belegen, dass man die Schichten, die beim Verlandungsprozess entstehen, in Bohrungen nachweisen kann. Und das sind nicht wenige, wie die nachfolgende Abbildung/Animation zu Verlandungsprozessen zeigt.

In der Grafik wird am Ende gezeigt, wie aus einem Grundwasser-gespeisten Niedermoor ein Regenwasser-gespeistes Hochmoor (=Regenmoor) werden kann. Dies ist beim Altshauser Ried jedoch nicht der Fall gewesen.

Was sind die typischen Merkmale

Section titled Was sind die typischen Merkmale
  • Unterschiedlich groß
  • Unterschiedliche tief (Torfmächtigkeiten)
  • Unterschiedliche Entstehung
  • Unterschiedliche Wasserzufuhr

So kann man sich das Werden und Vergehen der Seen rund um Altshausen vorstellen

Section titled So kann man sich das Werden und Vergehen der Seen rund um Altshausen vorstellen

Mit dem allmählichen Abtauen der Eismassen am Ende der letzten Eiszeit stellten sich in der Umgebung von Altshausen immer wieder neue Abfluss-Situationen ein. Unsere Abbildungsserie soll zeigen, wie man sich den Eiszerfall in der ausgehenden Würmeiszeit vor ca. 24 000 Jahren bis 19 000 Jahren vorstellen kann. Das Ganze allerdings ohne Gewähr, denn manches ist hier Interpretationssache! Eigentlich müsste man unzählige Bohrprofile studieren, um aus den jeweiligen Ablagerungen festzustellen, ob es die angenommenen Seen auch wirklich gab beziehungsweise wie lange sie gegebenenfalls Bestand hatten.

Bei näherer Betrachtung wird jedenfalls deutlich, dass sich das Altshauser Becken während des Abtauvorgangs zu einem Wassersammelbecken für die nördlich bereits entstandenen Flüsse und die von Süden zuströmenden Schmelzwässer entwickelte. Erst von hier aus erfolgte dann der Abfluss nach Osten in das etwas tiefer gelegene Obere Schussenbecken, in dem ebenfalls über längere Zeit ein großer Eisrandstausee lag.

Bis heute hat sich diese Funktion erhalten. Booser Ach und Hühler Ach nehmen zahlreiche Nebenflüsse auf und entwässern über das Altshauser Ried nördlich von Zollenreute in die Schussen und damit in den Bodensee.

Von den vielen Seen der Späteiszeit rund um Altshausen sind hingegen nicht mehr allzu viele übriggeblieben. Die meisten sind komplett verlandet und haben sich zu Mooren entwickelt.

Ein Blick mit der Lupe: Das Altshauser Ried im Querschnitt

Section titled Ein Blick mit der Lupe: Das Altshauser Ried im Querschnitt

Bei einem Blick in das Innere der Erde erleben Geolog*innen ja so manche Überraschung. Vielleicht ging es auch dem Moor- und Torflagerstätten-Forscher Karlhans Göttlich so, als er in den 1960er Jahren das Altshauser Ried detailliert unter die Lupe nahm. In den Erläuterungen zu seiner Moorkarte von Baden-Württemberg liefert er die Ergebnisse seiner umfangreichen Erkundungen. Sage und schreibe 271 Bohrungen hat er hier niedergebracht, um zuverlässige Aussagen über Moormächtigkeiten und die verschiedenen Moorschichten treffen zu können. Er unterscheidet dabei in organische Schichten, die ausschließlich aus pflanzlichem Material gebildet sind (Torf), Sedimente mit organischen Anteilen (Mudden), sowie rein mineralische See-Sedimente (Tone und Sande).

Zu seinem Moorgeologischen Querschnitt, der hier in vereinfachter Form wiedergeben wird, schreibt Karlhans Göttlich: In der sehr bewegten Grundmoräne über Glazialtonen viele kleine Vorseen, aus deren Verlandung das tiefgründige Moor (maximal 1050 cm) aufgewachsen ist. Die oberen Schichten sind durch Versumpfung entstanden. Auffällig sind die insgesamt 34 mineralischen Inseln.

Das Altshauser Ried früher und heute

Section titled Das Altshauser Ried früher und heute

Wahrscheinlich hat sich der ein oder die andere schon gewundert, weshalb hier so viel von Mooren die Rede ist. Ein Blick ins Altshauser Ried ist doch eher ein Blick in eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Wiesenlandschaft. Sie wird im Laufe eines Jahres mehrfach gemäht und gedüngt.

Entwässerung im 19. oder im 20. Jahrhundert?

Wie in vielen anderen Mooren Oberschwabens wurde offensichtlich auch hier entwässert, um landwirtschaftlich nutzbare Flächen hinzuzugewinnen bzw. besser bewirtschaften zu können.

Das folgende Kartenbild aus dem Topographischen Atlas des Königreichs Württemberg stammt aus dem Jahr 1832. Man kann zahlreiche, geradlinig durch das Ried verlaufenden Gräben erkennen. Handelte es sich damals schon um klassische Entwässerungsgräben zur Absenkung des Grundwasserspiegels und damit zur Trockenlegung des Moores?

Die Beschreibung des Oberamts Saulgau aus dem Jahr 1829 lässt zunächst daran zweifeln. Die Altshausener Bauern glaubten zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst wohl noch nicht an eine Verbesserung durch intensive Entwässerung:

Die Gegend von Altshausen ist überhaupt sehr wasserreich und das Thal insbesondere sehr versumpft. Seine Majestät der König ließ deßwegen dieselbe im Jahre 1821 durch den Königlichen Ober-Wasserbau-Director, Obersten von Duttenhofer untersuchen, in der Absicht, eine Entwässerung des Achthals, und somit auch des Altshauser Thals vorzunehmen. Der Plan scheiterte aber an dem Vorurtheil der Anwohner, daß der fast ganz aus Wiesen bestehende Grund im trockenen Zustand einen geringeren Ertrag gewähren würde.

Womöglich hatten die Gräben auf der Karte also eine andere Bedeutung. In einem Gutachten der Königlichen Zentralstelle für Landwirtshaft in Ulm von 1916 wird jedenfalls von einer ausgedehnten Be(!)wässerung der Moor- bzw. Wiesenflächen in „früherer Zeit“ gesprochen. Gleichzeitig wird aber auch auf bereits erfolgte Verbesserungen der Abflussverhältnisse durch Flussbegradigungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwiesen. Die Skepsis gegenüber Entwässerungsmaßnahmen muss im 19. Jahrhundert also einer zunehmenden Offenheit gegenüber solchen Eingriffen in den Naturraum gewichen sein. Eine konsequente Trockenlegung des Altshauser Ried fand aber wohl erst im 20. Jahrhundert statt. Im Großraum Altshausen hingegen sind Eingriffe ins Gewässernetz mit dem Ziel der Trockenlegung bereits ab dem 15. Jahrhundert urkundlich belegbar.

Folgen für Hochwasser und Dürre

Section titled Folgen für Hochwasser und Dürre

Die Konsequenzen der Entwässerungsmaßnahmen, die in ganz Oberschwaben in großem Stil durchgeführt wurden, sind bis heute problematisch. Bei Starkniederschlägen führen sie zu einem beschleunigten Oberflächenabfluss mit Hochwassergefahr an den Bächen und Flüssen und zu deutlich geringeren Einsickerungsraten in den Boden. Trockenperioden, deren Häufigkeit infolge des Klimawandels in der Zukunft voraussichtlich noch weiter steigen wird, machen sich dadurch noch stärker bemerkbar. Die Trockenlegung der Moore gilt aber inzwischen auch als Mitverursacher des Klimawandels.

Durch die Entwässerung von Mooren kommt es zu einer Durchlüftung des Torfkörpers. Dabei oxidieren der im Torf gebundene Kohlenstoff und Stickstoff zu Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N2O). Bei der Zerstörung der Moore werden also in recht kurzer Zeit zwei klimaschädliche Gase ausgestoßen, die im Laufe von Jahrtausenden im Torf gebunden wurden. Eine Gefahr, die lange Zeit unterschätzt wurde.

In Deutschland gibt es etwa 18.000 Quadratkilometer Moorböden, das sind etwa fünf Prozent der Landesfläche. In diesen Böden ist genauso viel Kohlenstoff gespeichert wie in der Gesamtheit der deutschen Wälder! Trockengelegte Moorböden emittierten also immense Mengen an CO2. Dagegen könnten Moore langfristig erheblich zum Klimaschutz beitragen. Dafür müssten sie wiederhergestellt werden (Wiedervernässung). Natürlich wäre dann eine landwirtschaftliche Nutzung in der jetzigen Form nicht mehr möglich.

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